BonnGet - Der Prozess der Viviane Amsalem (2014)

Als Viviane Amsalem (Ronit Elkabetz) plötzlich in einem roten Kleid vor Gericht erscheint und viel Bein zeigt; als sie dann auch noch ihr langes Haar öffnet und elegant fallen lässt, da merkt man: Die Frau lässt sich nicht unterkriegen. Zu diesem Zeitpunkt kämpft Viviane schon seit über drei Jahren vor dem jüdisch-orthodoxen Rabbinatsgericht für die Scheidung von ihrem Mann Elisha und für ihren get, den Scheidebrief – eigentlich ohne jede Chance, denn nach israelischem Recht muss der Mann der Scheidung zustimmen. Wir sehen dieser Farce knapp zwei Stunden lang zu, sehen die Jahre im Gerichtssaal verstreichen und müssen bei diesem Prozess voller Absurdidäten immer öfter an Kafka denken. Ronit Elkabetz und Simon Abkarian geben in ihrem Film das israelische Scheidungsrecht der Lächerlichkeit Preis, sie unterhalten uns mit vielen komischen Szenen und bleiben dabei im Kern doch ernst. Die Bedeutungslosigkeit der Frau in einem reaktionären Glaubenssystem visualisieren sie, indem Viviane nur dann im Bild erscheint, wenn ein Mann sie anschaut. Da „Get“ mit seiner Kritik an einem fundamentalistischen Glaubenssystem weit über Israel hinausweist, zeigt der Film jeder Religion die rote Karte, die die universellen Freiheitsrechte des Menschen einschränkt. (jw)