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Bis ans Ende der Nacht (2023)

Bis ans Ende der Nacht (2023) (Poster)

Bewertung

„Sollte man sehen“ kulturmovies

Filminhalt

Die Wände des kleinen Apartments sind noch leer. Handwerker streichen die weißen Wände mit brauner Farbe, stellen Mobiliar und selbst persönliche Dinge auf. Alles nur Staffage und Fake. Wie auch die Beziehung zwischen Robert und der trans Frau Leni, die gerade wegen eines Drogendelikts aus dem Gefängnis entlassen wird. Bei der Begrüßungsfeier geben die beiden vor Lenis Freund*innen das verliebte Paar. Doch kaum sind sie allein, ist Schluss mit dem Schauspiel. Denn der etwas abgerockt wirkende Robert (Ziegler)ist ein verdeckter Ermittler, und Leni (Ehre) nur deshalb vorzeitig entlassen, weil sie zu einem alten Bekannten Kontakt aufnehmen soll, dem Ex-DJ und nunmehr Chef eines digitalen Drogenhandels (Michael Sideris).

„Bis ans Ende der Nacht“ von Regisseur Christoph Hochhäusler („Die Lügen der Sieger“) und Drehbuchautor Florian Plumeyer wirkt über weite Strecke wie eine moderne Version des Film Noir, wenn auch in Farbe statt schwarz-weiß gedreht. Doch die Schauplätze – unwirtliche Frankfurter Straßenecken, triste Industriebauten und Clubs – sind alles andere als farbenfroh. Die trostlose Atmosphäre diese in bisweilen ungewöhnliche Kamerafahrten eingefangenen Szenerien wird zudem verstärkt durch einen bemerkenswerten Soundtrack mit melancholischen deutschsprachigen Chansons von Esther Ofraim über Hildegard Knef bis zu The Düsseldorf Düsterboys.

Doch auch wenn es hier, ganz in der Tradition des Film Noir, um Verrat, große Leidenschaften und kriminelle Machenschaften geht: ein veritabler Thriller ist „Am Ende der Nacht“ nicht geworden. Soviel Mut zum Genre hatte Hochhäusler letztlich doch nicht. Stattdessen erinnert der Film zunehmend den Melodramen eines Fassbinders und interessiert sich viel mehr für das oszillierende Verhältnis von Robert und Leni. Denn vor ihrer Transition war Leni mit dem schwule Robert liiert. Diese komplexe Konstellation sowie die mehrfach in Frage gestellten Geschlechterbildern und Zuschreibungen rücken mehr und mehr ins Zentrum. Insbesondere die österreichische trans* Schauspielerin Thea Ehre beweist in ihrer Leinwanddebüt ungemeine Präsenz und spielt Lenis tiefe Verletzungen wie auch ihre Zuversicht und Entschlossenheit mit einnehmender Präzision. Auf der Berlinale wurde sie dafür mit dem Silbernen Bären für die beste Nebenrolle ausgezeichnet.

  • Bis ans Ende der Nacht (2023) (Filmbild 4)
  • Bis ans Ende der Nacht (2023) (Filmbild 5)
  • Bis ans Ende der Nacht (2023) (Filmbild 2)
  • Bis ans Ende der Nacht (2023) (Filmbild 3)

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