Birds of Passage – Das grüne Gold der Wayuu (2018)
- Originaltitel Pájaros de Verano
- Regie
- DarstellerInnen
- Entstehungsjahr 2018
- Land Kolumbien
- Filmlänge 120 min
- Filmstart 4.4.2019
- FSK 12
- Genres
Bewertung
Filminhalt
„Birds of Passage“ ist ein Gangsterfilm, der unter Mitgliedern der indigenen Wayuu-Ethnie im Nordosten Kolumbiens angesiedelt ist: Raphayet (José Acosta) will Ende der 60er-Jahre Zaida (Natalia Reyes) heiraten, die Tochter der Matriarchin Ursula (Carmiña Martinez). Doch die verlangt eine unbezahlbar hohe Mitgift von ihm. Raphayet steigt ins Drogengeschäft ein, nachdem ihn amerikanische Peace-Corps-Angehörige zum Dealen überredet haben – damit markiert er nicht nur den Beginn des organisierten Drogenhandels in Kolumbien, sondern riskiert auch den Untergang seines Volkes. „Birds of Passage“, den Ciro Guerra zusammen mit seiner Frau, der Produzentin und Regiedebütantin Cristina Gallego drehte, erzählt nicht nur die wenig bekannte Vorgeschichte zum Pablo-Escobar-Mythos, dem sich in den letzten Jahren verschiedene Kinofilme und Fernsehserien widmeten.
„Birds of Passage“ mischt Realismus mit surrealen Passagen
Es geht hier auch um Kolonialismus, um das Ende alter Ordnungen: Zu Anfang des Films heißt es von den Stammesältesten, sie hätten noch jeden Kolonialisten in die Flucht geschlagen – doch letztlich übernehmen sie ihren Job, indem sie sich ins kapitalistische System eingemeinden lassen. Das bloße Narrativ von Macht, Gier und Clanrivalitäten ist nicht neu, doch durch seine Form- und Bildsprache weist „Birds of Passage“ darüber hinaus: In langen, präzise choreografierten Sequenzen, aber frei von jedem Exotismus, spürt das Regieduo den traditionellen Initiationsriten der Wayuu nach, stellt ihnen das Regelwerk des Kapitals gegenüber, vermengt harten Realismus mit surrealen Passagen und lässt manchmal fast unmerklich beides miteinander verschwimmen. Die Villa, das sichtbarste Zeichen von Raphayets Aufstieg, steht mitten im Wüstennichts und wirkt dort wie eine Fata Morgana – man ahnt schon, dass sie das wohl auch ein bisschen ist. msb