Big Eyes (2014)

An die Gemälde von Walter Keane erinnern sich heute nicht mehr viele, die außerhalb der Branche tätig sind. Dabei war er einer der erfolgreichsten Künstler der 50er-Jahre und verband auf revolutionäre Weise Kunst und Kommerz. Österreichs Vorzeigeschauspieler Christoph Waltz spielt in Tim Burtons Film den Maler Keane, der in Wirklichkeit nur ein Hochstapler war. Denn eigentlich sind es die Bilder seiner schüchternen Frau Margaret (Amy Adams, „American Hustle“), die Keane als seine ausgibt – und mit seinem Charme zu verkaufen weiß. Die Bilder meist trauriger Mädchen mit übergroßen Augen entwickeln sich zum Hit, Burtons Verfilmung jedoch blieb in den USA nur mäßig erfolgreich, wurde bei den Oscars übergangen. Dabei überzeugt das Ehedrama in leuchtenden Schönwetter-Kulissen und mit authentischem Glitzer-Kunstweltflair besonders mit seinen Darstellerleistungen: Waltz’ verschrobenes Spiel und die großartige Adams, die mit leisen Tönen von einer Unterdrückten zur Anführerin ihrer eigenen Revolution wird. Das Eheduell der beiden trägt „Big Eyes“ über lange Zeit, und dennoch: Der Burtonsche Stil, der Hang zum auch optisch Speziellen fehlt hier ganz – aber das macht den Film nicht schlechter. (ms)