Auf der Suche nach Oum Kulthum (2017)

Oum Kulthum (wahrscheinlich 1904 bis 1975) ist in der arabischen Welt eine Legende, ihr Status ist im Westen höchstens mit dem von Maria Callas zu vergleichen. Die Ägypterin erneuerte den traditionellen islamischen Gesang, war ein Symbol für die Modernisierung der ägyptischen Gesellschaft und mischte sich als Unterstützerin Gamal Abdel Nassers in die Politik ein. In „Auf der Suche nach Oum Kulthum“ dreht eine iranische Regisseurin (die deutsche Schauspielerin Neda Rahmanian mit zerbrechlicher Schönheit) ein Biopic über Kulthum und verwischt während der Dreharbeiten die Realitätsebenen immer weiter. Die iranisch-amerikanische Künstlerin Shirin Neshat hat sich in ihrem zweiten Spielfilm nach dem hochgelobten „Women without Men“ (2009) mehrere Ebenen vorgenommen: „Auf der Suche nach Oum Kulthum“ ist ebenso Annäherung an eine Kulturikone wie Auseinandersetzung mit dem Verhältnis zwischen Westen und Nahem Osten, zwischen Männern und Frauen, nicht zuletzt zwischen schiitischem Iran und sunnitischer arabischer Welt. Geschickt reißt Neshat diese Themen an, bleibt aber unbestimmt und erweist sich dadruch als weit stärker von der Bildenden Kunst geprägt als in ihrem Filmdebüt. Der Film bleibt ein formal starker Diskurs über die Verantwortung der Künstlerin vor Geschichte und Politik, als Erzählung aber fehlt ihm die letzte kinospezifische Schärfe. fis