Anima – Die Kleider meines Vaters (2021)

Seit seiner Kindheit hat Ulis Vater sein Geheimnis mit sich herumgeschleppt und lediglich mit seiner Ehefrau geteilt. Erst mit seinem Tod werden auch Uli und ihre Schwester von seinem Doppelleben erfahren: Wenn er sich unbeobachtet fühlte, schminkte er sich und trug heimlich Frauenkleider. Der im Dorf hochangesehene Lehrer, gläubige Katholik und fürsorgliche Familienvater war Transvestit. Warum hat er dies gegenüber seinen Töchtern zeitlebens verschwiegen?

Diese schmerzhafte Frage steht am Anfang von Uli Beckers sehr persönlicher Dokumentation. Die Filmemacherin findet für ihre schonungslose Spurensuche und Selbsterkundung einen sehr aufrichtigen und zugleich unterhaltsamen Weg – etwa durch verspielt-kindliche Animationen und einfallsreichen Montagen –, die bayrisch-spießige Kleinbürgerwelt ihrer Kindheit wieder auferstehen zu lassen und sich in die innere Zerrissenheit Vaters hineinzufühlen. Die überraschende Erkenntnis dabei: Vater und Tochter litten, wenn auch auf unterschiedliche Weise, an den traditionellen, festgeschriebenen Geschlechterrollen und suchten nach Wegen, sich daraus zu befreien.