Am grünen Rand der Welt (2015)
- Originaltitel Far From The Madding Crowd
- Regie Thomas Vinterberg
- DarstellerInnen
- Buch David Nicholls
- Entstehungsjahr 2015
- Land USA
- Filmlänge 119 min
- Filmstart 16.7.2015
- FSK 6
- Website http://www.fox.de/am-gruenen-rand-der-welt
- Genres
Bewertung
Filminhalt
Vor fast 20 Jahren drehte Thomas Vinterberg mit „Das Fest“ einen der radikalsten Dogma-Filme. Viel Radikales ist an seiner Adaption des Klassikers von Thomas Hardy nicht zu finden. Südengland 1874: Die emanzipierte Bathsheba Everdene führt als Frau eine große Farm und braucht nichts weniger als einen Mann. Dennoch ringen drei verschiedene Kerle um die taffe junge Dame, wobei Bathsheba sich am meisten zu dem Schäfer Gabriel hingezogen fühlt, dessen Antrag sie schon einmal ablehnte und der nun für sie arbeitet – doch ihr Stolz und ihr Wunsch nach Unabhängigkeit zögern das Happy End um Jahre hinaus … Vinterbergs Version des viktorianischen Klassikers fügt sich nie zu einem organischen Kunstwerk zusammen. Die Figuren treffen Szene für Szene recht unmotiviert aufeinander, so als blättere man in Hardys Vorlage und bliebe immer nur auf den Seiten mit den Handlungshöhepunkten hängen. Die Hauptrollen sind fehlbesetzt: Carey Mulligan nimmt man die selbstständige, kämpferische Bathsheba zwar ab – auch wenn das heute keine bahnbrechende Figur mehr ist –, doch ihre leidenschaftliche Seite bleibt eine Behauptung. Matthias Schoenaerts („Der Geschmack von Rost und Knochen“) gibt einen loyalen, stolzen Gabriel – doch sieht man ihm in jeder Szene an, dass er kein Engländer aus dem späten 19. Jahrhundert ist, sondern ein kräftiger Flame aus Antwerpen, Jahrgang 1977.
„Am grünen Rand der Welt“: Guter Ansatz – oberflächlicher Reigen
Man könnte Vinterberg unterstellen, er wolle mit der Wahl seiner Schauspieler den Stoff modernisieren – so wie auch die wunderschönen Aufnahmen von in goldenes Sonnenlicht getauchten Hügelketten, Farmen und Graslandschaften oder von knallroten Uniformen im blattgrünen Wald Hardys Buch visuell zu Relevanz in der digitalen Gegenwart verhelfen sollen. Doch warum optisch auffahren wie in einem „Herr der Ringe“-Spin-off übers Auenland, wenn die längst überholten Elemente der Geschichte drin bleiben? Heutzutage stirbt jedenfalls keine große Liebe mehr, nur weil die Braut aus Versehen in die falsche Kirche geht. Der durchaus interessante Ansatz, zu schauen, wie es um die Beziehungsfähigkeit von Karrierefrauen steht, die sich in einer von Männern dominierten Welt ständig beweisen müssen und keine Schwächen zeigen dürfen – er geht in diesem oberflächlichen „Er liebt mich, er liebt mich nicht“-Reigen unter. (vs)