Alles über Martin Suter. Ausser die Wahrheit. (2022)

Auf die Frage wer er sei, konnte der erfolgreiche Schriftsteller Martin Suter in einem großen Interview letztes Jahr keine Antwort geben. Das sei eine Frage, die ihn immer umtreibe, sagte der Autor von Romanen wie „Die dunkle Seite des Mondes“, „Small World“, „Lila, Lila“ oder der „Allmen“-Krimireihe. Die Frage nach dem Ich und der Identität sei das Thema seiner Romane und seiner Kolumnen – aber nicht die Antwort. „Wer bin ich? Und wer könnte ich noch sein?“, fragt sich selber der Schweizer Literaturstar und fragen sich seine Figuren.

Der Dokumentarfilm „Alles über Martin Suter. Außer die Wahrheit.“ wird wohl auch keine definitive Antwort auf die Frage liefern, wer der Mann in den edlen Klamotten und mit der feinen Feder denn nun ist. Soll er auch gar nicht – der Film folgt eher Suter, wie der den von ihm geschaffenen Figuren folgt. Er, Suter, schaut sich die Geheimnisse seiner Protagonisten und Protagonistinnen an; Geheimnisse, die er ihnen selber ins fiktionale Leben geschrieben hat, Geheimnisse, die daher auch seine eigenen Geheimnisse sind. Die Geschichten, durch die Suter seinen literarischen Kreationen folgt, sind dabei nicht nur erzählt, sondern filmisch inszeniert. Der Autor durchschreitet sein eigenen Welten, auf der Suche nach seinem eigenen Ich, das sowieso in jedem seiner Sätze steckt, sich aber wie ein Puzzle verhält, das nicht gepuzzelt werden will.

Denn wie der Film, der den Autor vier Jahre begleitet hat, im Titel selber sagt: Die Wahrheit über Martin Suter werden wir hier nicht erfahren. Alles andere schon. Was genau das wiederum sein wird, hängt von Suters Figuren ab, die immer abgründig sind wie nebelverhangene Schluchten …