Die Zeit, die wir teilen (2021)
- Originaltitel A propos de Joan
- Regie Laurent Larivière
- DarstellerInnen
- Entstehungsjahr 2021
- Land Frankreich
- Filmlänge 101 min
- Filmstart 31.8.2022
- FSK 12
- Genres
Bewertung
Filminhalt
Als die Verlegerin Joan Verra (Isabelle Huppert) nach Jahrzehnten zufällig auf der Straße ihre erste große Liebe wiedersieht, wird sie etwas aus der Bahn geworfen. Joan zieht sich in ihr Landhaus zurück und taucht immer wieder in ihre Vergangenheit ab. Die Rückblenden des Films sind ihre Erinnerungen: Erinnerungen an ihre Zeit als Au-pair in Dublin, wo sie einen Trickbetrüger bei der Arbeit kennen- und dann lieben lernt bis in den Knast. Und doch sorgt die Verhaftung für eine endgültige Trennung der beiden, und Joan zieht ihren in dieser Beziehung gezeugten Sohn alleine groß.
Regisseur Laurent Larivière gelang mit seinem Film „Die Zeit, die wir teilen“ gleich mehreres: Rückblenden in unterschiedliche Jahrzehnte fangen das jeweilige Flair der Zeit wunderbar ein. Die Charaktere der verschiedenen Figuren werden in den kurzen Flashbacks in Joans früheres Leben perfekt ausgeleuchtet. Schließlich aber: Joans großes Geheimnis in einem insgesamt erfolgreichen Leben als Verlegerin bleibt geschickt verborgen, bis die Dramaturgie des Films seine Aufdeckung verlangt. Die verkorkste Beziehung der beruflich erfolgreichen Frau sorgt für eine ständige Spannung zwischen Joan und ihrem Sohn, und Nathan zieht sich immer wieder von seiner Mutter zurück.
Nicht weniger problematisch ist die Beziehung der Verlegerin zu ihrem Schriftstellerzögling Tim Ardenne, den Lars Eidinger exzentrisch und fast ständig besoffen perfekt überdreht spielt. Immer wieder muss die Verlegerin das literarische Wunderkind vor den Medien schützen, immer wieder sein Begehren ihr gegenüber abwehren. Jetzt aber, als Joan alleine und von ihrer Vergangenheit eingeholt auf ihrem Landsitz verzweifelt, ist Tim die Stütze, die sie braucht. „Die Zeit, die wir teilen“ aber ist ein wunderbarer, leichter und dennoch vollkommen ernsthafter Film über das Leben und den Selbstschutz, den Menschen sich im Laufe ihres Lebens zulegen bis hin zu Wunschvorstellungen, die sich im Gedächtnis als wahr manifestieren. jw