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A Most Violent Year (2014)

A Most Violent Year (Poster)

Bewertung

„Sollte man sehen“ kulturmovies

Filminhalt

Dieser Film ist ein potemkinsches Dorf für die Leinwand: Hinter der dräuenden Musik, der Anmutung von Mafiafilm, den düsteren Blicken und entschlossenen Worten, den Treffen in industriellen Brachflächen und sepiafarben ausgeleuchteten Restaurants verbirgt sich – ein atmosphärisch inszeniertes und intensiv gespieltes 80er-Retro-Nichts. J. C. Chandor erzählt die Geschichte aus dem Milieu der Heizölhändler in New York 1981 ähnlich hermetisch gegen die Außenwelt abgeschlossen wie sein Überlebensdrama „All is lost“ (2013), in dem man nur Robert Redford und eine havarierte Yacht sah. Abel Morales (Oscar Isaac aus „Inside Llewyn Davis“) will mit seiner Firma expandieren und zahlt für ein Industriegelände viel Geld. Doch der Deal ist in Gefahr. Gangster überfallen seine Trucks, die Konkurrenz ist undurchsichtig, die Justiz durchleuchtet ihn, weil seine Frau Anna die Tochter eines Mafiosi ist. Abel selber ist absolut aufrecht, so aufrecht, dass er sich den amerikanischen Traum ehrlich, ohne Intrigen und Gewalt erfüllen will – selbst im gewalttätigsten Jahr, dass der Big Apple je erlebte …

„A Most Violent Year“ deutet Eskalationen an, die nie eintreten

Chandors Film, der eher wie der Pilotfilm zu einer komplexen HBO-Serie über das Tryptichon Gesellschaft, Politik und Kriminalität wirkt, leidet darunter, dass er konstant Eskalationen andeutet, die nie eintreten. Nie eskaliert der Konflikt mit Abels Gegnern, nie entlädt sich die steigende Anspannung in Brutalität, nie steigern sich die Dialoge mit dem Staatsanwalt zum Rededuell, nie wird der Hybrid aus Thriller und Drama zum Kommentar über die Abgründe des Kapitalismus. Dazu müsste das Drehbuch besser sein und Chandors Kamera mal den Blick heben auf das größere Ganze der Millionenmetropole. Sie tut dies genau zweimal, und so schön die Aussicht auf Manhattan auch ist: Die Distanz zum Herz von New York steht stellvertretend für die Entfernung, die der Film zurücklegen müsste, um sein volles Potenzial abzurufen. (vs)

  • A Most Violent Year (Filmbild 2)
  • A Most Violent Year (Filmbild 3)
  • A Most Violent Year (Filmbild 4)
  • A Most Violent Year (Filmbild 5)