A Blast – Ausbruch (2014)
- Originaltitel A Blast
- Regie Syllas Tzoumerkas
- DarstellerInnen
- Buch
- Entstehungsjahr 2014
- Land Griechenland
- Filmlänge 83 min
- Filmstart 16.4.2015
- FSK 12
- Genres
Bewertung
Filminhalt
Das neue griechische Kino thematisiert seit Jahren die gigantische Schuldenkrise des hellenischen Staates, mal mehr, mal weniger radikal, aber immer direkt, elliptisch, experimental. Syllas Tzoumerkas erzählt die Geschichte von Maria (Angeliki Papoulia), die genug hat und sich aus ihrer bedeutungslosen und aufreibenden griechischen Existenz sprichwörtlich heraussprengt: weg von den Kindern, die nur belasten, weg vom Mann, der ständig auf See ist, weg von der Mutter, die für den Familienladen nie Steuern zahlte und den Töchtern eine riesige Schuld aufhalste vom Vater, der all das zuließ, und von der Schwester, die mit einem Kotzbrocken verheiratet ist, der sich der Nazipartei anschloss. Dass eine Filmfigur ihrem unlebbaren Leben entfliegt, ist kein neues Thema im Kino. Doch dass „A Blast – Ausbruch“ in Griechenland spielt, verleiht dem Drama eine große Brisanz, die über emotionale und private Krisen hinausreicht: Im Radio die Meldung von 70 000 Insolvenzen in den letzten Monaten, im Fernsehen Regierungsschef Papandreou, der sein Land als Opfer darstellt, die allgegenwärtige Bürokratie, die Menschen, die für ihre Taten keine Verantwortung übernehmen, die Schulden als Bleigewicht auf der Brust.
„A Blast – Ausbruch“ ist eine Metapher für ein ganzes Volk
Dass man in einer solchen Zeit eher emotional Amok läuft als ein Soja-Hipster in Berlin-Mitte – man kann es absolut verstehen. Maria, von Papoulia gespielt wie das menschliche Äquivalent zu einer abbrennenden Lunte, ist das Zentrum des Films, dessen ständiger Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart Marias Flucht aus dem Schuldenlandelend nicht nachvollziehbarer macht. Hier wäre ein wenig von der klassischen Erzählkunst eines griechischen Regiegranden wie Theo Angelopoulos angebracht gewesen – auch, wenn das junge hellenische Kino ein klarer Gegenentwurf zur cineastischen Tradition des Landes ist. Aber als Metapher für ein ganzes Volk, dass der aussichtslosen Situation am liebsten mit einem Knall, einem Akt der Zerstörung und der ausgelebten Wut, entfliehen würde, irgendwohin, wo man einen Neuanfang machen kann, da funktioniert „A Blast – Ausbruch“ ohne Zweifel. (vs)