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Was nützt die Liebe in Gedanken (2003)

Was nützt die Liebe in Gedanken (Poster)

Bewertung

„Sollte man sehen“ kulturmovies

Filminhalt

Sie schlägt die Beine unter dem Minikleid übereinander und beginnt, ein Liebesgedicht zu zitieren. Die Grillen zirpen, das Licht am Landhaus flackert, der Mond geht auf – und ihm bleibt vor lauter Begierde fast die Spucke weg. So romantisch und sexy geht es in Achim von Borries’ Coming-of-Age-Film zu, der auf einer wahren Begebenheit basiert. Hintergrund ist die Steglitzer Schülertragödie von 1927: Der Oberprimaner Günter Scheller (Diehl) erschoss erst den Kochlehrling Hans und dann sich selbst. Glühende Leidenschaft und enttäuschte Liebe führten zu der Tat, der Günthers Kumpel Paul (Brühl), seine Schwester Hilde (Mühe) und deren Freundin Elli beiwohnten. Wie es zu den Schüssen kam, zeigt der Film, der aufbietet, was das junge deutsche Kino sehenswert macht: Brühl supersüß als verknallten Romantiker, Mühe („Große Mädchen weinen nicht“) in ihrer zweiten Kinorolle als Femme fatale, Jana Pallaske und August Diehl überzeugend als gefühlsverwirrter Jugendlicher. Das Setting in den frivolen 20ern lässt ahnen, was die NS-Herrschaft dem Land an Lebensfreude und Emanzipation abgetötet hat, und die in Gelbtönen gehaltenen Bilder schaffen eine sanfte, erotische Atmosphäre. Ein knisternder Film über die Liebe. (bl)