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Waltz with Bashir (2008)

Waltz with Bashir (Poster)

Bewertung

„Muss man sehen“ kulturmovies

Filminhalt

Nachts am Stadtstrand von Beirut. Das Meer ist ruhig. Nackte Männer erheben sich aus dem Wasser, gehen auf eine von Leuchtraketen in goldenes Licht getauchte Stadt zu. Alles scheint möglich. Dann streifen die Männer ihre Uniformen über und ziehen in den Krieg. Ein Bild, das im Gedächtnis bleibt. So auch dem Filmemacher Ari Folmann; außer dieser Szene erinnert er sich an nichts, was mit seiner Zeit als Soldat während des ersten Libanonkriegs 1982 zu tun hat. Kann man einen Krieg wirklich vergessen? Oder verdrängt man nur, was man vergessen möchte? Gemeinsam mit alten Weggefährten versucht er, Erinnerungsfragmente, Traumata und Alpträume zu einem Ganzen zusammenzufügen. Dass er dafür die visuelle Sprache der Animation wählt, entpuppt sich als Glücksgriff. Surreale, kunstvoll stilisierte Traumwelten mit tollwütigen, Zähne fletschenden Hunden lassen Raum für die eigene Fantasie, ohne so an Wucht und Intensität zu verlieren.

„Waltz with Bashir“ lässt kunstvoll ein beklemmendes Gefühl zurück

Auch erweist sich die autobiografische Perspektive einzelner Soldaten, die von ihrer Angst und Überforderung sprechen, als geschickter Kunstgriff. Die Schlüsselszene, der Walzer eines um sich schießenden Soldaten unter dem Porträt des libanesischen Präsidenten Bashir Gemayel und die Bilder der Massaker von Sabra und Schatila unter den Augen der israelischen Armee verstören auf diese Weise umso mehr. Am Ende erhellt sich der dunkle Fleck in der Erinnerung des Regisseurs – eine Realsequenz weinender Palästinenserinnen verknüpft die Ereignisse mit dem unwirklichen Traumbild vom Strand und lässt nicht nur Folman mit einem beklemmenden Gefühl zurück. (fs)