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Vanilla Sky (2001)

Vanilla Sky (Poster)

Bewertung

„Muss man sehen“ kulturmovies

Filminhalt

Bin ich tot? Habe ich das alles nur geträumt? Oder im Suff erlebt? Der New Yorker Jung-Verleger David (Cruise) stellt sich diese Tag für Tag. Seit seinem tragischen Autounfall, der das Gesicht des einst erfolgsverwöhnten Womanizers völlig enstellt und damit alles außer Kontrolle gebracht hat, verfolgen ihn alptraumhafte Déjà-vu-Erlebnisse. Mühsam versucht er (in vielen Flashbacks) Klarheit über das zu gewinnen, was vor seinem Unfall geschah. Doch nur eines steht fest: Die schöne Spanierin Sophia (Cruz), die er seinem besten Freund abgeluchst hat, ist seine große Liebe. Wegen Sophia wurde er von seiner eifersüchtigen Ex-Flamme Julie (unglaublich sexy und durchgeknallt: Diaz) ins Auto gelockt. Wegen ihr endete die Amokfahrt mit einem Sturz über eine Brücke. Und der Rest? Ein vernarbtes Gesicht und ein Labyrinth von Rätseln: Warum muss David plötzlich einem Psychiater im Gefängnis Rede und Antwort stehen? Er, ein Mörder? Warum ist – visualisiert durch einen irritierenden Austausch der Frauengesichter auf vergilbten Jugendfotos – Sophia manchmal Julie und Julie Sophia?

„Vanilla Sky“ rekonstruiert das Unfassbare

Ähnlich wie bei David Lynch tauschen bei Regisseur Cameron Crowe die Charaktere nicht nur ihre körperlichen Hüllen, sondern spazieren mit Hilfe modernster Technik zwischen Zukunft, Vergangenheit, Gegenwart und Utopie – ohne zu wissen, auf welcher Ebene sie gelandet wird. So kostet es optisch nur einen Fingerdruck auf einen Touch-Screen-Computer, damit David sich mitten im Werbevideo eines Rebirth-Instituts wiederfindet. Diese seltsam aseptische Werbeästhetik verstärkt die rätselhafte, bedrohliche Atmosphäre des Films. Tom Cruise, auch Co-Produzent, hat – löblich – den Mut, sich nicht als ewiger Schönling zu zeigen. In der Adaption von Amenàbars „Abre los Ojos“ (1997) transportiert er brillant die Leere und tiefe Verwirrung, die einem Unfallopfer oft lange nachhängt. Konsequent gestaltet sich der Thriller als ein Rekonstruktionsversuch des eigentlich Unfassbaren. Er lebt von den Stimmungen und prickelnden Gefühlen, die man Cruise und Cruz wahrlich abnimmt. Bis zum Schluss bleibt der Film auf verschiedenen Realtitätsebenen emotional intensiv, verstärkt durch SciFi, Mystery und eine große Portion Romantik. Auch wenn sich der Vorhang im Kino gesenkt hat, lässt einen dieses Stück Kino noch lange nicht los. (kd)