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Thomas Harlan – Wandersplitter (2006)

Thomas Harlan - Wandersplitter (Poster)

Bewertung

„Sollte man sehen“ kulturmovies

Filminhalt

Ein Tisch, ein Stuhl, ein Fenster. Der Blick geht hinaus auf sattgrüne Berge. Drinnen sitzt Thomas Harlan –Autor, Regisseur, Nazi-Jäger – und erzählt. Erzählt von seltsamen Begebenheiten in Moskau, von der Macht der Sprache, von Kleist und der Erfindung des Volkswagens. Erzählt natürlich von seinem Vater, dem Nazimitläufer und „Jud Süß“-Regisseur Veit Harlan und dem Ringen mit ihm. Erzählt von seinem Kampf um Enttarnung von Naziverbrechern, die sich in der Bundesrepublik wieder eingerichtet hatten. Nichts lenkt ab von diesen Erzählungen, es gibt nur Harlans vom Leben gegerbtes Gesicht und selten den Blick aus dem Fenster. Keine Originalaufnahmen, keine alten Fotos, kein Kommentar aus dem Off, nichts: Nur der begnadete Erzähler Harlan und sein Leben, das, wie Harlan sagt, „reich war an Unfällen, die ich selten provoziert und immer akzeptiert habe.“ Der letzte dieser Zufälle ist, dass Harlan nun in einem Lungensanatorium lebt, mit Blick auf den Obersalzberg. Dort oben errichtete der schlimmste all der Verbrecher, die Harlan noch heute leidenschaftlich hasst, einst seine Sommerresidenz. „Hitler hätte mich hier sehen können“, sagt Harlan. Ironie des Schicksals: Zum Sterben ist Thomas Harlan zurückgekehrt in den langen Schatten jenes Mannes, den er ein Leben lang sowieso nicht loswerden konnte. (to)

  • Thomas Harlan - Wandersplitter (Filmbild 2)
  • Thomas Harlan - Wandersplitter (Filmbild 3)
  • Thomas Harlan - Wandersplitter (Filmbild 4)
  • Thomas Harlan - Wandersplitter (Filmbild 5)