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Sicko (2007)

Bewertung

„Sollte man sehen“ kulturmovies

Filminhalt

In Zeiten, in denen das deutsche Gesundheitssystem stark in der Kritik steht, mag es beruhigen, dass anderswo alles noch viel schlimmer ist. Nachdem in „Sicko“ eine halbe Stunde lang Amerikaner zu Wort gekommen sind, die durch horrende Arztrechnungen in den Ruin getrieben wurden, dürfte hierzulande jedem Kassenpatienten sein Lamento über die Praxisgebühr lächerlich erscheinen. Wie in seinen früheren Dokumentation konzentriert sich Moore auf Einzelschicksale, anders als sonst lässt er die Interviewten jedoch nicht ins offene Messer laufen. Stattdessen übt er sich in Betroffenheit und drückt auf die Tränendrüse, anstatt den Finger auf die Wunde zu legen. Geradezu überrascht stellt Moore fest, dass die gesundheitliche Versorgung in anderen Ländern verstaatlicht und damit völlig umsonst ist. Europäer mit gesundem Menschenverstand werden an dieser Stelle die Nase rümpfen, auch, wenn diese augenscheinlich naive Herangehensweise dem US-Zielpublikum geschuldet ist, die man über solcherlei Fakten offensichtlich von Grund auf aufklären muss. Erst im letzten Drittel des Films ist Moore in seinem Element: Er treibt die Polemik auf die Spitze und fährt mit lungenkranken 9/11-Feuerwehrmännern nach Kuba, fordert freies Geleit nach Guantánamo und die gleiche medizinische Versorgung wie für die Häftlinge dort. (fs)