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Paradies: Glaube (2012)

Paradies: Glaube (Poster)

Bewertung

„Sollte man sehen“ kulturmovies

Filminhalt

In „Paradies: Liebe“ sahen wir der Mittfünfzigerin Teresa beim Sextourismus in Kenia zu. Im zweiten Teil seiner Trilogie rückt Regisseur Ulrich Seidl Teresas Schwester Anna Maria (Maria Hofstätter) in den Mittelpunkt. Die erzkatholische, fromm lebende Röntgenassistentin liebt Jesus abgöttisch, auch, um eine Ausflucht aus ihrer Ehe mit dem tyrannischen Moslem Nabil (Nabil Saleh) zu haben, der nach einem Unfall querschnittsgelähmt heimkehrt und mit ihr einen Krieg um Gehorsam, Rollenverteilung und Religion beginnt … Wenn Anna Maria mit einer Holzstatue der Mutter Gottes bei Migranten, sozial Schwachen und Messis missionieren geht, wei sie Österreich wieder katholisch machen will, oder sie im dunklen Park auf eine ausgelassene Sexorgie stößt, besitzt das teilweise eine grandiose Komik. Rutscht sie im biederbunten 70er-Jahre-Kleid auf Knien betend durch ihre aspetische Wohnung oder geißelt sich selber, spürt man leichten Grusel und das irritierende Gefühl, Zeuge mittealterlicher Riten in der modernen Welt zu sein. Seidl ist wie immer schonungslos bis an die Grenze der Rücksichtslosigkeit, seine chirurgisch präzise, dokumentarisch arbeitende Kamera „blinzelt“ keine Sekunde, wenn sie orientierungslosen Menschen dabei zusieht, wie diese sich für ihren Glauben demütigen lassen. Ein verstörender Film über Religion, Sex und Körper, der manchmal zu sehr auf Provokation und Skandal aus ist. (vs)

  • Paradies: Glaube (Filmbild 2)
  • Paradies: Glaube (Filmbild 3)
  • Paradies: Glaube (Filmbild 4)