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Loro – Die Verführten (2018)

Loro (Poster)

Bewertung

„Muss man sehen“ kulturmovies

Das Mammutwerk über die letzten Tage des Berlusconi-Italiens zeigt die traurige Realität in bonbonbunten Bildern. Faszinierendes Drama

Filminhalt

Italien in den Nullerjahren: Die Wirtschaftskrise paralysiert die Gesellschaft, die politischen Institutionen zerfallen, das Land steht kurz vor dem Staatsbankrott. Was sich allerdings locker mit billigen Fernsehshows und Bergen von Drogen ignorieren lässt. Paolo Sorrentino verfolgt in seinem Mammutwerk über die letzten Tage des Berlusconi-Italiens zwei Erzählstränge: In einem geht es um den Zuhälter Sergio, der sich in die engeren Machtzirkel hochkoksen möchte, im anderen um Silvio Berlusconi selbst, der sich der drohenden politischen Bedeutungslosigkeit mit einem maskenhaft gelifteten Grinsen entgegenstellt. Sergio und Silvio, zwei fiese Clowns in einer traurigen Komödie, für die Sorrentino bonbonbunte Bilder findet, irgendwo zwischen Werbeclip, Softporno und Musikvideo. Der in der italienischen Originalversion zweimal 100 Minuten lange Film wurde fürs internationale Kino auf zweieinhalb Stunden gekürzt. Am Ende sorgt die Katastrophe des Erdbebens von L’Aquila dafür, dass die Illusion eines auf Plastikimages gebauten Operettenstaates im Wortsinne zusammenbricht. Heute wissen wir, dass dieser Zusammenbruch keine Kartharsis war, sondern nur ein Zwischenschock – auf die lächerlichen Rechten um Berlusconi folgten die echten Nazis um Matteo Salvini. Ein Grauen, auf das Sorrentino freilich keine Antwort hat. fis

  • Loro (Filmbild 4)
  • Loro (Filmbild 2)
  • Loro (Filmbild 3)
  • Loro (Filmbild 5)