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La mala educación – Schlechte Erziehung (2004)

La mala educación - Schlechte Erziehung (2004) (Poster)

Bewertung

„Sollte man sehen“ kulturmovies

Filminhalt

Pedro Almodóvar hat eine Kunst daraus gemacht, Frauen zu inszenieren: ihre Größe im Leid, ihren Wahnsinn im Nervenzusammenbruch, ihre Schönheit und Zerbrechlichkeit. Die kalkulierte Überfrachtung seiner Filme mit Kitsch und Kontroversen ruht ausgeglichener auf ihren Schultern, selbst wenn es sich hier und da um die Schulter eines Transvestiten handelt. Mit seinem letzten Film „Sprich mit ihr“ kehrte Almodóvar sich von diesem Prinzip ab. Dort waren die Frauen sprichwörtlich zur Passivität verdammt – sie lagen beide im Koma, die Männer übernahmen den aktiven Part. „La mala Educación“ führt Almodóvar nun ganz aus seinem Frauenland fort: keine Frau mehr weit und breit. Ignacio (Garcia Bernal) bietet dem Filmregisseur Enrique (Martínez) eine Geschichte an: Sie handelt von ihrer gemeinsamen Zeit an einer kirchliche Schule, ihrer zarten Liebe und deren Ende durch einen Lehrer, der auch in Ignacio verliebt ist.

„La mala Educación“ verharrt im Theatralischen

Almodóvar bricht die Chronologie seines Liebesdramas auf, mischt Spielszenen aus Ignacios Story mit Rückblenden und Gegenwärtigem. Intrigen, Affären und der typische Almodóvar-Twist aus Seifenoper und Bühnendrama spielen mit rein in eine Welt, die keine Wohnungen in Grautönen kennt und sich almodóvaresk jeder eindeutigen Moral entzieht. Doch was sonst Stärke, ist diesmal Schwäche. Almodóvars Darsteller verharren im Theatralischen; bezeichnend, dass García Bernal in den Szenen als Transvestit erheblich ergreifender spielt. Der Film hat keinen Kern – Almodóvar schwirrt herum um ein Thema, das er selbst nicht zu fassen kriegt. Er hat sich das erste Mal tatsächlich übernommen. (vs)