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Ich will dich – Begegnungen mit Hilde Domin (2007)

Bewertung

„Sollte man sehen“ kulturmovies

Filminhalt

Gereizt zuckt der Mund in dem faltigen Gesicht, die lebhaften Augen blitzen. „Was eine dumme Frage“, herrscht die alte Dame. „Wie schreibt man ein Gedicht? Mit dem Stift natürlich!“ Hilde Domin zählte zu den bedeutendsten Lyrikerinnen Deutschlands, im Februar 2006 starb sie im Alter von 95 Jahren. In den zwei Jahren vor Domins Tod besuchte die fast 70 Jahre jüngere Filmemacherin Anna Ditges die weltoffene Kölnerin mehrmals in ihrer Wohnung in Heidelberg. Mit der Handkamera filmte Ditges sehr persönliche und ruhige Bilder von der Dichterin und nutzte die Möglichkeit eines subjektiven Blickwinkels. Immer wieder zeigt sie die von Altersflecken übersäten Hände und das Gesicht Domins. Die faucht: „Geh weg, ich mag das nicht!“ Ditges geht ein paar Schritte zurück, betätigt den Zoom ihrer Kamera und hat einen noch intimeren Blick auf die Wohnung voller Bücher, auf Hilde Domins Erinnerungen an die Jahre im Exil und ihren 1988 verstorbenen Mann Erwin. Der Film endet mit der Beisetzung der Lyrikerin, und hinterlässt eine große Trauer darüber, dass diese schonungslos ehrliche Frau nicht mehr lebt, deren Sätze so oft mit einem barschen „Ist doch klar!“ endeten. (bl)