Zum Inhalt springen

Home (2009)

Bewertung

„Sollte man sehen“ kulturmovies

Filminhalt

Dass die Familie im 20. Jahrhundert immer mehr an Bedeutung verloren hat, ist Konsens. Die Frage, was Familien heute noch zusammenhält, eröffnet dagegen ein weites Feld. Ein Feld, so weit wie jenes, auf das Marthe (Isabelle Huppert) und Michel (Olivier Gourmet) durchs Küchenfenster sehen können. Dazwischen liegt die Autobahn, die keine ist. Seit zehn Jahren gebaut, liegt sie noch immer still und dient der fünfköpfigen Familie im Sommer als Wohnzimmer: Sitzgruppe, Fernseher, Satellitenschüssel, alles auf den Asphalt gestellt oder an die Leitplanke montiert. Immer wieder zeigt Regisseurin Ursula Meier mit wunderschönen Kamerafluchten diese Weite, die Freiheit der Familie. Dann kommen die Autos, und alles wird anders. Während im Hintergrund Fahrzeuge als Farbkleckse durchs Bild zischen und die Tonspur sich anhört, als stünde man selbst fünf Meter neben der Autobahn, verändert sich die Familie, und anstelle der komischen treten im Film immer tragischere Elemente. Hat man vorher hinter der Fröhlichkeit leichte hysterische Momente nur erahnt, treten jetzt Aggression und Verzweiflung zutage. Doch Marthe und Michel ziehen nicht etwa weg – sie ziehen sich immer mehr zurück … „Home“ ist als Tragödie voll erstaunlich viel Witz und Humor. (jw)