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Harry außer sich (1997)

Bewertung

„Muss man sehen“ kulturmovies

Filminhalt

Der Schriftsteller Harry Block (Allen) ist nicht mehr der liebenswert-neurotische Woody, sondern bloß noch ein tumber Egomane. Erfolglos bekämpft er seine Schreibblockade mit Pillen und Prostituierten, und sein Privatleben, das er in seinen Kurzgeschichten komplett ausbreitet, liegt in Trümmern. In “Harry außer sich” zitiert Woody Allen seinen eigenen Film “The Purple Rose of Cairo”: Dort klettert der Held von der Leinwand, hier fallen die Figuren seiner Short-stories in Blocks Leben ein. Nach der Trennung von Mia Farrow drehte Allen einige lässig beschwingte Komödien – höchst vergnügliche meist, doch manche auch blutarm und müde. Jetzt knüpft er wieder an, wo seine letzten Filme mit Farrow gelandet waren: beim illusionslosen Realismus aus “Verbrechen und andere Kleinigkeiten” (1989) und den formalen Wagemut aus “Ehemänner und Ehefrauen” (1992). Damals sah man Wackelbilder der Handkamera, nun arbeitet Allen mit “falschen” Anschlüssen, um Block verquerem Alltag Kontur zu geben. Ob exzessiv komisch oder bestürzend trist, ob wüst und radikal – “Harry außer sich” ist Allens frischeste, leidenschaftlicher Film seit mindestens zehn Jahren. (jd)