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Gute Manieren (2017)

Gute Manieren (Poster)

Bewertung

„Sollte man sehen“ kulturmovies

Filminhalt

Der Film beginnt mit einem Vorstellungsgespräch: Die Krankenschwester Clara heuert bei der wohlhabenden Ana als Haushaltshilfe und Kindermädchen für das noch ungeborene Baby an. In der reservierten Gesprächshaltung offenbart sich das hierarchische Gefälle, und fast scheitert Claras Engagement an mangelnden Referenzen. Was anmutet wie ein strenges Drama über soziale Realitäten in Brasilien, nimmt bald eine ganz andere Wendung: Nicht nur, dass sich zwischen den beiden Frauen eine innige Beziehung entwickelt, bald bemerkt Clara auch, dass mit Ana etwas nicht stimmt – immer um den Vollmond herum bekommt sie krampfartige Anfälle, schlafwandelt und entwickelt einen unbändigen Appetit auf Fleisch. Bei der tödlichen Geburt ihres Kindes wird schließlich Gewissheit, was vorher nur Vermutung war: Ana ist eine Werwölfin – und auch ihr Neugeborenes wird einmal im Monat zur haarigen Bestie.

„Gute Manieren“ integriert die Verwandlung in den Alltag

Eine handfeste Body-Horror-Sequenz leitet über zum zweiten Teil des Films, in dem Clara das Kind als ihr eigenes aufzieht. Und auch wenn sich das Regieduo Juliana Rojas und Marco Dutra kenntnisreich aus dem Fundus der Werwolf-Mythologie bedient, bleibt sein Ansatz ganz und gar eigen, weil die Verwandlung in die Normalität eines Alltags integriert werden muss. „Gute Manieren“ ist ein seltsamer, schöner Film: Eine Mutter-Sohn-Geschichte, ein Coming-of-Age-Märchen und Schauermelodram, das auch von seinen inszenatorischen Kontrasten lebt, wenn aufreizende Künstlichkeit auf schmucklosen Sozialrealismus trifft. sb

  • Gute Manieren (Filmbild 2)
  • Gute Manieren (Filmbild 3)
  • Gute Manieren (Filmbild 4)
  • Gute Manieren (Filmbild 5)