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Gran Torino (2008)

Gran Torino (Poster)

Bewertung

„Sollte man sehen“ kulturmovies

Filminhalt

Das soll es nun also dann gewesen sein mit der Schauspielkarriere des Clint Eastwood, der ab sofort ausschließlich hinter der Kamera tätig sein will. Was lange Zeit in Internetforen und Gerüchteküchen als weitere Fortsetzung der „Dirty Harry“-Reihe kolportiert wurde (eine nachgerade absurde Idee – Eastwood wird 79!), ist am Ende eine ruhige Ballade über (Fremden-)Hass, Glauben, Gerechtigkeit und Freundschaft geworden, deren Hauptfigur in gewisser Weise ein Dirty Harry in Rente sein könnte. Walt Kowalski (Eastwood) hat Jahrzehnte bei Ford in Detroit am Fließband gestanden, gerade ist seine Frau gestorben, und alles, was ihm bleibt, ist Wut. Wut auf seine Söhne, die ihn ins Altersheim stecken wollen, damit sie Walts Haus unter sich aufteilen können. Wut auf die Vorort-Nachbarschaft, in der nur noch Schwarze, Latinos und – dem Koreakriegsveteranen besonders widerlich – Asiaten wohnen, Wut auf den Priester, der ihn ständig bewegen will, zur Beichte zu gehen, Wut auf eine Welt, die Walt nicht mehr versteht und auf die er mit abfälligen Gesten seinen Kautabak spuckt. Als Tao (Bee Vang), Sohn einer vietnamesischen Hmong-Familie von nebenan, unter dem Druck einer Gang Walts geliebten Ford Gran Torino zu stehlen versucht, entwickelt sich eine zarte Bande zwischen dem knurrigen Rassisten und dem schüchternen Jungen, für den dessen hartnäckig zutrauliche Familie Walt bald einen Beschützerinstinkt entwickelt …

Miteinander statt Gegeneinander in „Gran Torino“

Der unspektakulär und sanft inszenierte Film hat seine Fehler: Die Darsteller schwanken in ihren Leistungen erheblich, die Annäherung von Walt und Tao geht allzu schnell, Eastwood selber übertreibt die Knorrigkeit des öfteren und wirkt dann wie eine unfreiwillige Parodie auf die Rächerfiguren, die er Zeit seines Lebens gespielt hat. Doch es ist beeindruckend, wie selbstverständlich und mit welcher Vielschichtigkeit der konservative Patriot Eastwood in Walt einen so dezidierten Abgesang auf das von George W. Bush beschworene alte Amerika zelebriert. Walt Kowalski schäumt vor Vorurteilen, Aggressionen, verdrängten Traumata und Verbitterung, aber er wird bekehrt zu Offenheit, Versöhnung, Hilfsbereitschaft und Liebe, und noch wichtiger: Er trägt all das die ganze Zeit über in sich. Das ist, ob Eastwood das nun so wollte oder nicht, nichts anderes als die filmische Entsprechung der Politik des neuen US-Präsidenten Barack Obama: Miteinander statt Gegeneinander. Der Film zur Legislaturperiode. (vs)

  • Gran Torino (Filmbild 2)
  • Gran Torino (Filmbild 3)
  • Gran Torino (Filmbild 4)
  • Gran Torino (Filmbild 5)

Vorstellungen