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Eyes Wide Shut (1999)

Eyes Wide Shut (Poster)

Bewertung

„Sollte man sehen“ kulturmovies

Filminhalt

Was unterscheidet Mann und Frau: daß es für ihn Sex ist und für sie Hingabe aus Liebe? Was scheidet Traum von Realität? Die Intensität der Erlebnisse jedenfalls nicht. Das wird William (Cruise) deutlich, als ihm seine Frau Alice (Kidman) von der erotischen Begegnung mit einem Mann erzählt, die Tagtraum blieb und sie doch nachhaltig beeindruckt … Die Wahrheiten und die Täuschungen, mit denen unsere Wahrnehmung unterschiedslos umgeht – Arthur Schnitzler hat das ewige Thema in seiner „Traumnovelle“, die den Film inspiriert, vor hundert Jahren gestaltet, seinerseits inspiriert von der damals hochaktuellen Wissenschaft Psychoanalyse. „Eyes wide shut“ aber ist ein Film, der in einem wesentlichen Aspekt im Wortsinn ent-täuscht: Hauptdarsteller Tom Cruise schafft es einfach nicht, jemand anderen als Tom Cruise darzustellen, der den Arzt William spielt.

„Eyes wide shut“ lässt uns täuschen

Nicole Kidman dagegen trägt ganze Passagen in diesem Film, dessen Bildsprache durch und durch europäisch ist: vollendete Tableaus die großen Ballszenen im Rhythmus des Wiener Walzer, Williams Bewegungen durchs nächtliche New York Wanderungen durch fremde Gefilde, Kammerspiele mit ausgiebiger Totale die Szenen einer Ehe von Millenniums-Intellektuellen. Diese erotisch infizierten Gespräche zwischen Alice und William sind es vor allem, die das Thema illustrieren – die vielzitierten Sexszenen sind ästhetisch schön, aber nicht spezifisch genug. Dennoch werden in unserem visuellen Gedächtnis diese Umarmungen vorm Spiegel Kubricks letzen Film repräsentieren. So lassen auch wir uns täuschen … (JR)