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Die Zeit, die bleibt (2005)

Bewertung

„Muss man sehen“ kulturmovies

Filminhalt

Es ist eine besondere Sentimentalität, die Ozon mit diesem Film erzeugt. Ganz unscheinbar verpackt er große Lebensfragen in ruhige Bilder, knüpft Episoden in langen Einstellungen behutsam aneinander und verzichtet auf alles, was die Stimmung künstlich aufheizen könnte. Das, was man zu sehen bekommt, erzeugt eine emotionale Tiefe, der man sich gerne hingibt, weil sie sich wahrhaftig anfühlt. Ozon gelingt das durch eine Konzentration auf die Hauptfigur Romain (Melvil Poupau). Sein Wandel vom Modefotografen, dem kein noch so großer Erfolg Zufriedenheit verschafft, zum Todkranken, der nur noch kurz zu leben hat, vollzieht sich auf allen physischen und psychologischen Ebenen. Den gewollten Rückzug, die Abnabelung vom Freund, der Familie und dem beruflichen Umfeld und das Zusammentreffen mit einer Zufallsbekanntschaft verbindet Ozon mit Rückblicken auf Romains Leben. Dadurch entsteht eine traumartige Bildebene, die der Verzweiflung und Trauer in Romains Alltag etwas Mystisches entgegensetzt. Gleichzeitig funktioniert der radikale Realismus des Films so gut, dass man sich fragt, ob diese Einsprengsel notwendig gewesen wären. Ozon zieht einen auch so ein weiteres Mal sanft in den Abgrund. (mt)