Zum Inhalt springen

Die Klavierspielerin (2001)

Die Klavierspielerin (Poster)

Bewertung

„Muss man sehen“ kulturmovies

Filminhalt

Den Zuschauer nicht zu entlasten, ist für Filmemacher Haneke künstlerisches Qualitätsmerkmal. Und so ist sein neuestes, in Cannes mehrfach preisgekröntes Drama alles andere als cineastische Schonkost. Statt auf Human Touch und Bildromantik setzt er auf Psychologie und visuelle Radikalität. Erika ist Klavierlehrerin. Von der tyrannischen Mutter unterdrückt, scheint sie zunächst unberührt von den Gefühlen, die ihr der charmante Klavierschüler Walter entgegenbringt. Doch schon bald verliert sie sich in emotionaler Maßlosigkeit und obszönen Fantasien, die sich in einigen Szenen bis zur Lächerlichkeit steigern. Ihr aufgestautes Bedürfnis nach Sexualität und Zuneigung verkommt zu einem ungefilterten Verlangen nach psychischer Qual und körperlichen Schmerzen. Die Sprachgewalt der Romanvorlage von Elfriede Jelinek wird hier umgesetzt in strenge, dunkle und traumatische Bilder, an denen die Kamera wie hypnotisiert festhält. Nur langsam bewegt sie sich weiter, wenn sie beobachtent, wie die Figuren leise zerbrechen. Nicht zuletzt wegen der bemerkenswerten schauspielerischen Leistung gehört dieser Film zum Pflichtprogramm für den Kinoherbst. „Die Klavierspielerin” verdirbt einem tüchtig den Tag – aber auf sehr hohem Niveau. (mt)