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Die Gefangene (2000)

Die Gefangene (Poster)

Bewertung

„Sollte man sehen“ kulturmovies

Filminhalt

… ist Ariane (Sylvie Testud aus „Jenseits der Stille“). Sie wird zwar nicht räumlich, aber emotional gefangengehalten. Ihr Freund Simone (Merhar) überwacht sie permanent und unterzieht sie endloser Verhöre. Intimität stellt sich nur ein, wenn Ariane schläft. Simone leidet selbst unter dem Gefängnis, das er um Ariane herum baut: „Seine Gier nach vollständiger Verschmelzung, seine Sucht, in das Innere eines anderen eindringen zu wollen, ist schlicht dadurch unmöglich, dass ein anderer Mensch eben ein anderer Mensch ist“, erklärt Chantal Akerman die Tragik dieser an Marcel Proust angelehnten Liebesgeschichte („Albertine, die Gefangene“). Die jungen Darsteller leben das Drama realitätsnah. Simones Unfähigkeit zu echter Nähe, Arianes Sensibilität und Schmerz drücken sich in Blicken und kleinen Gesten aus. Akerman nutzt das zentrale Werkzeug des Mediums Film – die Kamera – kaum. Sie bewegt sich minutenlang nicht durch den Raum, bleibt unbeweglich und zoomt weder heran noch weg. Das hat eine innere Logik – Ariane hat keinen Freiraum zum Bewegen – , macht den fast zweistündigen Film aber auch starr und schwergängig. Dann lieber Proust lesen. (kr)