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Der Kick (2006)

Bewertung

„Sollte man sehen“ kulturmovies

Filminhalt

Drei junge Männer quälen stundenlang ihren Kumpel und töten ihn schließlich durch einen Sprung auf den Hinterkopf. Monatelang bleibt die Tat ungesühnt. Das war vor vier Jahren im brandenburgischen Potzlow. Weil man in dem Muster „Rechte Kids ermorden HipHop-Fan, und ein ganzes Dorf will nichts gemerkt haben“ ein Symptom gesellschaftlicher Verwahrlosung sah, wurde der Mord in kurzer Zeit umfassend medial aufbereitet. Es gibt die Dokumentation „Zur falschen Zeit am falschen Ort“, und Andres Veiel („Black Box BRD“) kompilierte aus Protokollen und Interviews ein Theaterstück, das nun als dokudramatisches Experiment ins Kino kommt. In einer leeren Fabrikhalle sprechen Susanne-Maria Wrage und Markus Lerch an die zwanzig Rollen: Nachbarn, Richter, der Pfarrer, Familien und Täter kommen zu Wort, sind nur durch Lichtwechsel und vor allem durch beeindruckende schauspielerische Modifikationen voneinander abgesetzt. Der Ton ist generell verhalten, erinnert eher an eine szenische Lesung. Die Stärke dieses filmischen Mahnmals ist auch seine Schwäche: Die Konzentration auf den monströsen Einzelfall erschüttert zwar, provoziert aber kaum kritische Blicke über die Grenzen von Potzlow hinaus. (rk)