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Dawn of the Dead (2004)

Dawn of the Dead (Poster)

Bewertung

„Sollte man sehen“ kulturmovies

Filminhalt

Als George A. Romero 1978 seinen Schocker „Zombie“ in einem Kaufhaus spielen ließ, wurde das als Kapitalismus- und Konsumkritik verstanden. Die Tristesse dieses Klassikers (der ungeschnitten in Deutschland noch immer verboten ist) ist in Zack Snyders Remake ersetzt durch eine coole Falschfarben-Optik, die bisweilen an Danny Boyles „28 Days later“ erinnert. Man durfte damit rechnen, dass dem kannibalistischen Gemetzel nun ein anderer Subtext eingewoben sein würde: den der islamistischen Bedrohung. Doch die Hinweise sind höchstens mikroskopisch – und wenn, dann zielen sie eher auf ein allmählich aufkeimendes Irak-Trauma. Wieder sind wir im Kaufhaus, während sich draußen die Welt in eine Hölle verwandelt, bevölkert von Millionen lebender Toter, die aus – damals wie heute – unerfindlichen Gründen nach Menschenfleisch gieren. Erinnert das nicht an eine gut ausgestattete Militärbasis in Falludschah: ein gesichertes Camp mit einer Handvoll Amerikaner und draußen Horden von entzivilisierten Irakern, die Menschen schlachten und deren Reste an Kränen aufhängen? Wie immer Snyder seinen Film allegorisch angelegt hat, beweisen möchte er vor allem eins: wie technisch perfekt brutalste Gewalt heutzutage visualisierbar ist.

„Dawn of the Dead“ kommt an die Grenzen des Mainstreamkinos

Dabei testet er die Grenzen des Mainstreamkinos aus, schreckt aber vorm Tabubruch letztlich zurück: Wenn sich ein Neugeborenes als Zombie entpuppt, muss es natürlich auch per Kopfschuss „getötet“ werden – doch das traut sich Snyder nur bei dunkler Leinwand. Sein Film folgt weitgehend der Vorlage: rein ins Kaufhaus, Kämpfe und Konflikte ausfechten, raus aus dem Kaufhaus. Die Zombies von 2004 freilich sind quicklebendig; sie gewännen glatt den olympischen 100-Meter-Lauf, baumelte ihnen nur ein bluttriefendes Menschenherz vor den leeren Augen. Was indes den Schrecken erhöhen soll, mindert ihn eher. Es war gerade die Ästhetik der dumpf wankenden, aber unbeirrbaren Untoten, die den Horror einst potenzierte. Tollwütig herumpesende Zombies dagegen erhöhen höchstens die Action – aber das ist ja auch das Paradigma des Actionkinos der letzten Jahre: Es muss viel passieren, und das im Stakkato. Die Gruppe im Kaufhaus ist reißbrettartig bunt zusammengewürfelt. Da gibt es die hilfsbereite Krankenschwester (Sarah Polley), das junge Paar unmittelbar vor der Elternschaft, den zynischen Ätztypen, den sanften Latino, den bulligen schwarzen Polizisten.

Als Held für die richtige Sache sterben

Und es gibt den egomanischen Security-Macho, der unterm Druck der Gruppe allmählich soziale Kompetenz entwickelt und sich am Ende opfert, damit der Rest (vorerst) überleben kann. Hier ist die Botschaft des Films wieder Bush-kompatibel: Du stirbst als Held, wenn du für die richtige Sache stirbst. Und wenn du idiotischerweise bis zum Schluss ein zynischer Ätztyp bleibst, jagt dir die hilfsbereite Krankenschwester höchstpersönlich eine Kugel ins Zombie-Hirn. Selber schuld. Soviel linientreue Moral hätte Snyder gern öfter mit Sarkasmus torpedieren dürfen, doch das schafft er nur einmal. Um sich die Langeweile zu vertreiben, ballern die eingeschlossenen Menschen nach Absprache auf bestimmte Zombies, die Prominenten ähneln. „Jetzt Jay Leno!“ „Und jetzt Burt Reynolds!“ Eine brachialhumorige Kurzsequenz, die der einzige Witz in einem blutgefluteten Film bleibt. Damit wird es Zack Snyder kaum in die Late Shows schaffen. Und wenn, dann nur zu O’Brien oder Letterman. (mw)