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Das große Heft (2013)

Bewertung

„Sollte man sehen“ kulturmovies

Filminhalt

Der ungarische Regisseur János Szász mutet seinem Publikum viel zu. Die Adaption des Romans „Le Grand Cahier“ von Autorin Ágota Kristóf erzählt eine bis aufs Minimum reduzierte Familiengeschichte zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs, die sich ganz auf zwei namenlose dreizehnjährige Zwillingsbrüder (András und László Gyémánt) konzentriert. Die beiden werden von ihrer Mutter zur Oma gegeben, die in ihrem winzigen Grenzdorf als Hexe verschrien ist, die Jungs hart arbeiten lässt und sie misshandelt. Was den Brüdern den Willen zum Überleben gibt, ist das große Heft – ein Geschenk ihres Vaters, in das sie ihre Erlebnisse eintragen. Gemeinsam beschließen sie, noch härter als ihr Leben zu werden, denken sich Übungen aus, mit denen sie die Qualen besser überstehen können. Hauptsache, sie bleiben zusammen … Zur Härte der Geschichte kommt Szász raue Inszenierung; dunkel und kalt geht es hier nicht nur seelisch zu, sondern auch optisch. Dennoch verfällt „Das große Heft“ nie in depressive Schwere, was dem großartigen Spiel der Zwillinge zu verdanken ist. Anstatt im Mitgefühl zu versinken, kommt man nicht umhin, bis zum unerwarteten Ende mit ihnen zu wachsen. Harte, aber lohnende Kinokost. (ms)