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Caracas, eine Liebe (2015)

Caracas, eine Liebe (Poster)

Bewertung

„Sollte man sehen“ kulturmovies

Filminhalt

Unschärfe prägt diesen Film. Wenn die Figuren in den Bildvordergrund treten oder von dort wieder in die Unschärfe verschwinden, verschwimmen sie nicht nur als Kontur, sondern auch als Mensch. Sie sind dadurch nicht greifbar, immer bereit, sich aufzulösen, um sich dem Blick und dem Erkennen zu entziehen. Sehr oft auch halten sie sich am Bildrand auf, als würden sie gerne seitlich aus dem Fokus entfliehen. Von einer ähnlichen Unberechenbarkeit ist auch die Beziehung zwischen dem 50-jährigen Armando (Alfredo Castro) und Elder (Schauspiellaie Luis Silva) geprägt. Armando will den Straßenjungen dafür bezahlen, dass er ihn nackt anschauen und dabei onanieren kann. Elder schlägt Armando nieder, doch der distanzierte Mann lockt den Jungen mit mehr Geld, wird eine Art Vaterfigur. Je mehr der vaterlose Elder Zutrauen zu Armando fasst, desto mehr verschließt sich der Ältere … Der Venezolane Lorenzo Vigas gewann mit seinem von jeder Filmmusik befreiten Regiedebüt 2015 gleich den Goldenen Löwen in Venedig. In einem Land, in dem Homophobie weit verbreitet ist und Arm und Reich immer weiter auseinanderdriften, zieht sein Film beides zu einer leisen und geduldigen Geschichte über ungestillte Sehnsüchte zusammen, die einen gesellschaftsanalytischen Kern hat: Zwanzig Jahren Sozialismus haben nichts daran geändert, dass die Unterschicht von den Vermögenderen benutzt wird. Das postchavistische Venezuela hat seine Versprechen nicht gehalten. vs

  • Caracas, eine Liebe (Filmbild 2)
  • Caracas, eine Liebe (Filmbild 3)
  • Caracas, eine Liebe (Filmbild 4)
  • Caracas, eine Liebe (Filmbild 5)