Auf das Leben! (2014)

„Bitte küsst euch nicht!“, hofft der peinlich berührte Zuschauer, als sich Ruth (Hannelore Elsner) an die Schulter des rund 50 Jahre jüngeren Jonas (Max Riemelt) lehnt. Doch wie sich zeigt verbindet die einstige Kabarettsängerin und den Möbelpacker etwas jenseits der Erotik: Das Leben hat beide in eine Sackgasse geführt. Sie wurde abgeschoben ins Seniorenheim, verfolgt von traumatischen Erlebnissen als Jüdin im Holocaust, er haust in einem Kleinbus und ist auf der Flucht vor seiner schweren Krankheit. Uwe Jansons Tragikomödie zeigt, wie das ungleiche Duo zurück ins Leben findet, irgendwo zwischen Irrenanstalt, Technoclub und Altenheim in einem kalten, grauen Berlin. In diese Trostlosigkeit schieben sich, eingeleitet durch Ruths Super-8-Filme, warme Bilder von vergangenem Glamour, die nicht nur Vergangenheit und Gegenwart, sondern auch zwei Generationen miteinander verweben. Doch auch abgesehen von dem recht plumpen Zufall, dass Ruths Jugendliebe (Doppelrolle Riemelt) Jonas zum Verwechseln ähnlich sieht, hat man Mühe, sich in die Figuren einzufühlen. Zu unvorstellbar sind die Dämonen der launischen Ruth, zu spät wird Jonas’ Handeln nachvollziehbar. So glänzt „Auf das Leben!“ lediglich durch jiddische Gesangseinlagen und Elsner als sarkastische Diva. (jk)