Vom Bauen der Zukunft – 100 Jahre Bauhaus (2018)

1919 gründete Walter Gropius die Kunstschule Bauhaus in Weimar: radikale Avantgarde beseelt vom Humanismus, mitten in der konservativen Provinz. Leicht hatte es das Bauhaus weder in Thüringen noch später nach dem Umzug in die Industriestadt Dessau. Kurz nach einem weiteren Umzug 1932 nach Berlin beendeten die Nazis das Experiment. Inwiefern das Bauhaus allerdings politisch und ästhetisch nachwirkt, zeigen Niels Bolbrinker und Thomas Tielsch in ihrem Film – als künstlerisch-soziale Praxis, die ihre Spuren unter anderem in Le Corbusiers Wohnprojekt Cié Radieuse in Marseille, einer Schule in Stockholm, einem Tiny House in Berlin und der Umwandlung einer Slumsiedlung im kolumbianischen Medellín zum städtebaulichen Vorzeigeprojekt hinterließ. Eine Erfolgsgeschichte also? Nicht ganz: Dass das Bauen nach menschlichem Maß auch unmenschliche Auswüchse zur Folge hatte, beweist die Anfang der 60er-Jahre von Walter Gropius gebaute Gropiusstadt in Berlin-Neukölln. fis